Zu eng, zugestellter öffentlicher Raum. Baerl’s Straßenleben als Folge der Nachverdichtung.
Agression oder Zorn als Folge des Verteilungskampfes um die Straßen“hoheit“? Dieser Beitrag soll ein wenig Orientierungs- u. Deutungshilfe sein und den Lokalpolitikern und Verkehrsexperten zur Diskussion über ein nachbarschaftliches und verkehrsfreundliches Mit- und Nebeneinander geben.
Die Straßenseiten sind zugestellt, die Fahrbahn ist auf die Hälfte geschrumpft. Hintereinander parkende Autos verdrängen so Fahrende, die ihrerseits Fahrradfahrer, die auf den Bürgersteig ausweichen müssen. Die Straße ist ein öffentliches Gut, beladen mit einem Problem: es fühlt sich niemand richtig dafür verantwortlich. Deshalb werden Straßen überbeansprucht, es folgt ein „Verteilungskampf“ und schlimmstenfalls hat am Ende niemand Nutzen davon, aber alle leiden an den Folgen.
Neben der hohen PKW-Quote verschlimmern Paketboten, Pizzalieferanten, Müllabfuhr, Bus und andere Liefer- und Serviceverkehre die Situation.
Ein wenig Statistik aus der „Studie Mobilität in Deutschland“: 140 m² Straßenfläche benötigt ein mit 50 kmh fahrendes Fahrzeug bei entsprechendem Sicherheitsabstand; ein FahrradfahrerIn bei 30 Kmh und Sicherheitsabstand 41 m², ein abgestellter PKW 13,5 m², ein abgestelltes Fahrrad 1.2 m² und ein Fußgänger 0,95 m².
Durch parkende PKWs werden Kosten, Lasten und Schäden des öffentlichen Raumes sozialisiert, der Nutzen aus Stellplätzen wird hingegen unentgeltlich privatisiert.
Aufgaben also für Verantwortliche festzustellen, wieviel öffentlicher Raum durch parkende Autos zugestellt wird. Danach könnte ein Vergleich Straßenplatz mit Baulandpreis herausgearbeitet werden, also Feststellung, wie wertvoll der Parkplatz ist. Bei einem angenommenen m²-Preis Bauland von € 300 hätte der Parkplatz einen Wert von € 4.050.
Das Dauerparken am Straßenrand ist in der Regel gratis; ein Anliegerparkausweis kostet in Deutschland rund € 31,00 im Jahr oder 0,80 Eurocents täglich. Gastwirte mit Straßenbewirtung oder Wochenmarkthändler auf öffentlichen Parkplätzen werden bei ihrem Preisvergleich wahrscheinlich schwindelig.
Wie könnte ein öffentliches Parkplatzmanagementsystem gelöst werden? Vielleich durch marktwirtschaftliche Mechanismen, etwa ein bepreister Parkplatzraum? Das würde vielleicht ein Problembewusstsein für den Wert der Bewegungsfreiheit wecken. Belastung also der Bewohner, die am meisten Platz blockieren? Oder kostenloses Parken für ein paar Stunden, Parkausweise für Anwohner zum Preis X oder einfach mal die Garage zweckdienlich nutzen und raus mit Kisten, Möbel, Geräte usw.?
Straßen lassen sich im Ort nicht verbreitern, Platzfresser ließen sich jedoch zurückdrängen, Verkehrsteilnehmer könnten sich wieder entspannter bewegen, egal womit.
Allseits gut fahren, radeln, gehen im schönen Baerl.
Rainer Horn
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